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So funktionieren Aktienanleihen

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Aktienanleihen (engl. reverse convertible bonds oder equity linked bonds) sind Finanzinstrumente, die Merkmale von Anleihen und Aktien kombinieren. Üblicherweise haben sie eine Laufzeit von wenigen Monaten bis zu zwei Jahren. Sie bieten Investoren eine Möglichkeit, im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen bessere Zinserträge zu erzielen, bergen aber auch höhere Risken.

Einführung in Aktienanleihen

Eine Aktienanleihe ist in der Regel eine Schuldverschreibung, die von einem Emittenten ausgegeben wird und einen festen Zinssatz (Coupon) bietet, der über dem Marktdurchschnitt liegt. Der entscheidende Unterschied zu herkömmlichen Anleihen besteht darin, dass die Bargeld-Rückzahlung des Nominalbetrags am Ende der Laufzeit nicht in jedem Fall garantiert ist. Stattdessen hängt die Art der Rückzahlung vom Kurs der Aktie ab, die bei Emission der Anleihe festgelegt wird.

Fällt der Kurs der zugrunde liegenden Aktie unter einen bestimmten Wert (Barriere) oder den bei der Emission festgelegten Referenzpreis, kann der Emittent statt der Rückzahlung des Nominalbetrags eine vorher vereinbarte Anzahl von Aktien des zugrundeliegenden Unternehmens liefern. Dies bedeutet, dass das Investitionsrisiko höher ist als bei traditionellen Anleihen, da der Investor am Ende der Laufzeit Aktien erhalten könnte, deren Wert niedriger ist als der ursprünglich investierte Betrag.

Aktienanleihen richten sich an Investoren, die bereit sind, ein kalkulierbares Risiko für die Chance auf höhere Zinserträge einzutauschen, und an eine Kurserhöhung der zugrundeliegenden Aktie glauben. Sie bieten eine interessante Option für Anleger, die von den potenziellen Erträgen des Aktienmarkts profitieren möchten, ohne direkt Aktien zu kaufen, und dabei bereit das Risiko akzeptieren, am Ende der Laufzeit Aktien zu einem niedrigeren Wert zu erhalten.

Geschichte und Entwicklung von Aktienanleihen

Aktienanleihen sind ein relativ modernes Finanzinstrument, das erst in den letzten Jahrzehnten an Popularität gewonnen hat. Ihre Entwicklung ist eng mit dem allgemeinen Wachstum der strukturierten Finanzprodukte verbunden, die darauf abzielen, Investoren maßgeschneiderte Lösungen für ihre spezifischen Risiko- und Ertragsprofile anzubieten.

Die ersten Aktienanleihen wurden in den 1980er und 1990er Jahren ausgegeben, als zumehmend komplexe Finanzprodukte auf den Markt kamen. Ihre Popularität stieg in den frühen 2000er Jahren, als die Zinssätze auf traditionelle Anleihen und Sparprodukte niedrig waren und Anleger nach höheren Renditen suchten. Aktienanleihen boten eine attraktive Alternative, indem sie höhere Zinserträge im Austausch für das Risiko der möglichen Aktienlieferung versprachen.

Die Finanzkrise von 2007/2008 war ein Wendepunkt für die globalen Finanzmärkte und hatte auch Auswirkungen auf den Umgang mit strukturierten Produkten wie Aktienanleihen. Vor der Krise wurden solche Produkte wegen ihrer höheren Renditen stark nachgefragt. Dann traten jedoch die damit verbundenen Risiken zu Tage und führten zu einer kritischeren Betrachtung. Trotz dieser Herausforderungen behielten Aktienanleihen ihre Attraktivität für Anleger, die nach höheren Erträgen suchten und bereit waren, dafür ein kalkuliertes Risiko einzugehen, solange sie die Produkte und die damit verbundenen Risiken verstehen.

Die Weiterentwicklung der Finanztechnologie und des Online-Handels hat es Privatanlegern erleichtert, in Aktienanleihen zu investieren. Gleichzeitig haben Emittenten die Struktur von Aktienanleihen weiterentwickelt und diversifiziert, um eine breitere Palette von Risiko-Ertrags-Profilen abzudecken. In den letzten Jahren hat sich das Angebot an strukturierten Produkten weiter diversifiziert. Anleger haben nun Zugang zu zahlreichen Investmentmöglichkeiten, die auf unterschiedliche Basiswerte (nicht nur Aktien, sondern auch Indizes, Rohstoffe usw.) und verschiedene Marktbedingungen zugeschnitten sind.

Funktionsweise von Aktienanleihen

Eine Aktienanleihe ist ein strukturiertes Finanzprodukt, das die Merkmale von traditionellen Anleihen und Aktien kombiniert. Sie bietet Anlegern die Möglichkeit, überdurchschnittlich hohe Zinsen zu erhalten, bringt jedoch im Vergleich zu herkömmlichen Anleihen ein erhöhtes Risiko mit sich.

Struktur und Hauptmerkmale

Aktienanleihen zahlen einen festen Zinssatz, der in der Regel deutlich höher ist als der von traditionellen festverzinslichen Wertpapieren. Dieser hohe Zinssatz ist sozusagen die „Belohnung“ für das Risiko, am Ende der Laufzeit statt der Rückzahlung des Nominalbetrags nur Aktien des zugrundeliegenden Unternehmens zu erhalten. Die Rückzahlung ist nämlich an die Kursentwicklung einer bestimmten Aktie oder eines Aktienkorbs geknüpft. Der Emittent legt bei Emission einen Referenzpreis fest, der meist dem aktuellen Kurs der Aktie entspricht.

Nur wenn der Kurs der zugrunde liegenden Aktie am Bewertungstag, also kurz vor der Fälligkeit, über einem bestimmten Preisniveau liegt (z.B. dem ursprünglichen Referenzpreis), erhalten die Anleger den Nominalbetrag zurück. Wenn der Kurs aber unter dieses Niveau gefallen ist, kann der Emittent statt der Rückzahlung des Nominalbetrags eine zuvor festgelegte Anzahl von Aktien liefern. Deren Wert ist dann in der Regel niedriger ist als der Nominalbetrag der Investition.

Der Zinsertrag (Coupon) kompensiert das Risiko der möglichen Aktienlieferung zum Teil. Anleger, die in Aktienanleihen investieren, spekulieren darauf, dass der Kurs der zugrunde liegenden Aktie stabil bleibt oder steigt, was ihnen ermöglicht, den hohen Zinsertrag zu genießen und am Ende der Laufzeit den vollen Nominalbetrag zurückzuerhalten. In Märkten mit niedrigen Zinsen sind die hohen Coupons besonders ansprechend. In volatilen Märkten tritt jedoch das Risiko der Aktienlieferung in den Vordergrund.

Unterschiede zu Aktien und Anleihen

Aktienanleihen stellen eine interessante Mischform zwischen traditionellen Anleihen und direkten Aktieninvestments dar und bieten Anlegern einzigartige Merkmale und Risikoprofile. Hier sind die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen Anlageformen:

Aktienanleihen vs. traditionelle Anleihen: Aktienanleihen bieten in der Regel einen höheren Zinssatz (Coupon) als traditionelle Anleihen. Dieser höhere Zinssatz spiegelt das erhöhte Risiko wider, das mit der potenziellen Lieferung von Aktien verbunden ist, falls der Kurs des zugrundeliegenden Wertes unter einen bestimmten Wert fällt. Bei traditionellen Anleihen erhalten Anleger am Ende der Laufzeit den Nominalwert zurück, unabhängig von der Marktentwicklung. Aktienanleihen hingegen können in Form von Aktien zurückgezahlt werden, was bedeutet, dass der Rückzahlungsbetrag von der Performance der zugrunde liegenden Aktie abhängt. raditionelle Anleihen gelten im Allgemeinen als sicherere Anlagen, insbesondere wenn sie von Staaten oder Unternehmen mit guter Bonität ausgegeben werden. Das Risiko bei Aktienanleihen ist höher, da es direkt an die Volatilität des Aktienmarktes gekoppelt ist.

Aktienanleihen vs. direkte Aktieninvestments: Aktienanleihen generieren Einkommen durch feste Zinszahlungen, die über die Laufzeit der Anleihe garantiert sind. Direkte Aktieninvestments bieten potenzielle Einkünfte durch Dividenden, deren Höhe und Auszahlung jedoch variabel und nicht garantiert sind. Bei direkten Aktieninvestments hängt der Wert des Investments vollständig von der Marktbewertung der Aktie ab. Bei Aktienanleihen ist die Rückzahlung in bar zum Nominalwert möglich, sofern die Aktie über dem Referenzpreis notiert. Andernfalls könnten Anleger in Aktien ausgezahlt werden, was einem direkten Aktieninvestment ähnelt.

Direkte Aktieninvestments bieten das Potenzial für unbegrenzte Kursgewinne, tragen aber auch das Risiko von Kursverlusten. Aktienanleihen bieten hingegen eine feste Rendite in Form von Zinsen, bergen aber das Risiko, dass der Investor am Ende der Laufzeit Aktien zu einem niedrigeren Wert erhält. Anleger in direkten Aktieninvestments profitieren zudem vollständig von den Kurssteigerungen der Aktie. Bei Aktienanleihen ist der Gewinn auf den Zinsertrag begrenzt, auch wenn die Aktie stark im Wert steigt.

Für wen sind Aktienanleihen geeignet?

Die idealen Kandidaten für Investitionen in Aktienanleihen sind erfahrene Anleger mit einer gewissen Risikotoleranz, die nach höheren Renditen suchen und ein Verständnis für die zugrunde liegenden Aktienmärkte haben. Diese Anleger sollten auch einen ausreichend langen Anlagehorizont haben, um mögliche Schwankungen im Wert der zugrundeliegenden Aktien zu überstehen. Wichtig ist, eine klare Strategie für das Risikomanagement zu haben und wissen, wie Aktienanleihen in das Gesamtanlageportfolio passen.

  • Anleger mit mittlerem bis höherem Risikoprofil: Aktienanleihen sind für Anleger geeignet, die bereit sind, ein höheres Risiko im Austausch für die Möglichkeit auf erhöhte Renditen einzugehen. Diese Anleger sind mit der Volatilität des Aktienmarktes und dem potenziellen Risiko, am Ende der Laufzeit nicht den Nominalbetrag, sondern Aktien zu erhalten, einverstanden. Typischerweise haben sie bereits Erfahrung mit dem Aktienmarkt und verfügen über ein gutes Verständnis der Marktdynamik. Sie sind in der Lage, die zugrunde liegenden Unternehmen und ihre zukünftigen Aussichten zu bewerten.
  • Anleger, die ein regelmäßiges Einkommen suchen, können von den hohen Zinssätzen, die Aktienanleihen bieten, angezogen werden. Diese Investoren schätzen die festen Zinszahlungen, die über die Laufzeit der Anleihe hinweg einen stetigen Cashflow bieten können. In einem Umfeld niedriger Zinsen für traditionelle Anleihen können Aktienanleihen eine attraktive Alternative darstellen, um höhere Erträge zu erzielen.
  • Langfristige Anleger, die bereit sind, ihr Kapital für einige Zeit zu binden, können von Aktienanleihen profitieren, wenn sie in der Lage sind, temporäre Marktschwankungen zu tolerieren. Ein langfristiger Anlagehorizont kann helfen, das Risiko der Aktienlieferung am Ende der Laufzeit zu mindern, da Investoren die Möglichkeit haben, die Aktien zu halten, bis sich ihre Marktposition verbessert.
  • Anleger, die Diversifikation suchen: Investoren, die ihr Portfolio diversifizieren möchten, können Aktienanleihen als ein Mittel sehen, um sowohl in festverzinsliche Wertpapiere als auch indirekt in Aktien zu investieren. Dies kann zur Risikostreuung beitragen und die Gesamtrendite des Portfolios unter verschiedenen Marktbedingungen stabilisieren.

Markt- und Risikoanalyse

Die Entscheidung, in Aktienanleihen zu investieren, sollte immer unter Berücksichtigung der Marktbedingungen getroffen werden. Anleger müssen nicht nur die allgemeinen Zins- und Volatilitätsniveaus bewerten, sondern auch Faktoren wie die Performance und die Aussichten der zugrunde liegenden Aktien oder Aktienindizes.

Günstige und ungünstige Marktbedingungen

  • Günstige Marktbedingungen
    • Niedrige Zinssätze: In einem Umfeld niedriger Zinssätze bieten traditionelle festverzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen oder Unternehmensanleihen oft keine attraktiven Renditen. In solchen Phasen können Aktienanleihen wegen ihrer höheren Coupon-Zahlungen besonders ansprechend sein.
    • Moderate Marktvolatilität: Eine moderate Volatilität kann für Aktienanleihen günstig sein. Bei zu geringer Volatilität könnten andere Anlageformen attraktiver sein, da sie weniger Risiko bergen. Bei moderater Volatilität bieten Aktienanleihen jedoch die Möglichkeit, von höheren Zinsen zu profitieren, während das Risiko einer negativen Aktienentwicklung und somit der Lieferung von Aktien begrenzt bleibt.
    • Positiver Marktausblick mit Unsicherheiten: In einem Marktumfeld, in dem Investoren grundsätzlich positiv gestimmt sind, aber Unsicherheiten über die kurz- bis mittelfristige Entwicklung bestehen, können Aktienanleihen eine attraktive Möglichkeit darstellen, um von potenziellen Aufwärtsbewegungen zu profitieren, während gleichzeitig regelmäßige Einkünfte generiert werden.
  • Ungünstige Marktbedingungen
    • Hohe Zinssätze: Steigen die Zinssätze an, werden traditionelle festverzinsliche Wertpapiere attraktiver, da sie höhere Renditen bei geringerem Risiko bieten. In solchen Phasen kann die relative Attraktivität von Aktienanleihen abnehmen.
    • Hohe Marktvolatilität: Extrem hohe Volatilität kann das Risiko einer negativen Entwicklung der zugrunde liegenden Aktien erhöhen. In solchen Zeiten besteht ein höheres Risiko, dass Anleger am Ende der Laufzeit Aktien erhalten, deren Wert unter dem ursprünglichen Investitionsbetrag liegt.
    • Bärenmarkt oder negative Markterwartungen: In einem Bärenmarkt oder wenn die Erwartungen für den Aktienmarkt negativ sind, steigt das Risiko, dass die Kurse der zugrunde liegenden Aktien fallen. Dies kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass Anleger statt einer Barauszahlung Aktien erhalten, deren Wert deutlich gesunken ist.

Risikofaktoren

Investitionen in Aktienanleihen sind mit verschiedenen Risikofaktoren verbunden, die Anleger verstehen und bewerten sollten, bevor sie eine Entscheidung treffen. Zu den wesentlichen Risikofaktoren gehören das Zinsänderungsrisiko, das Kreditrisiko des Emittenten und das Marktrisiko der zugrundeliegenden Aktien.

  • Das Zinsänderungsrisiko bezieht sich auf die Auswirkungen von Schwankungen der allgemeinen Zinssätze auf den Preis einer Aktienanleihe. Wie bei traditionellen Anleihen können sich die Preise von Aktienanleihen invers zu den Bewegungen der Marktzinssätze verhalten. Steigende Zinssätze können den Wert bestehender Aktienanleihen mit festen Zinszahlungen verringern, da neu ausgegebene Anleihen wahrscheinlich höhere Zinsen bieten und somit attraktiver für Investoren sind. Umgekehrt können fallende Zinssätze den Wert bestehender Aktienanleihen erhöhen, da ihre festen Zinszahlungen im Vergleich zu den niedrigeren Zinsen, die von neu ausgegebenen Anleihen angeboten werden, attraktiver erscheinen.
  • Das Kreditrisiko oder Emittentenrisiko bezieht sich auf die Fähigkeit des Emittenten, seine finanziellen Verpflichtungen aus der Aktienanleihe zu erfüllen, insbesondere die regelmäßigen Zinszahlungen und die Rückzahlung des Nominalbetrags am Ende der Laufzeit. Dieses Risiko hängt von der finanziellen Stabilität und Bonität des Emittenten ab. Emittenten mit hoher Bonität gelten als weniger riskant, was das Risiko von Zahlungsausfällen minimiert. Emittenten mit niedriger Bonität bergen hingegen ein höheres Risiko von Zahlungsausfällen, was die Investition riskanter macht. Die Bonitätsbeurteilung basiert oft auf den Einschätzungen von Ratingagenturen.
  • Das Marktrisiko bezieht sich auf die Volatilität und die Preisbewegungen der zugrundeliegenden Aktien, die die Rückzahlung der Aktienanleihe am Ende der Laufzeit beeinflussen können. Eine starke Volatilität kann dazu führen, dass der Wert der Aktien bei Fälligkeit unter den Nominalwert der Anleihe fällt. Dann bekommt der Anleger statt Bargeld nur Aktien. Auch die allgemeine Entwicklung des Aktienmarktes und spezifische Ereignisse im Unternehmen (Skandale, sinkende Gewinne oder ungünstige Marktbedingungen) können den Wert der Aktienanleihe negativ beeinflussen.

Beispiel: mögliche Szenarien

Ein hypothetisches Szenario kann skizzieren, wie Aktienanleihen funktionieren und wie ihre Performance durch unterschiedliche Marktbedingungen beeinflusst werden kann:

Ausgangssituation

  • Emittent: XYZ Bank
  • Nominalwert der Anleihe: 1000 Euro
  • Laufzeit: 1 Jahr
  • Zinssatz (Coupon): 10%
  • Zugrundeliegende Aktie: ABC AG
  • Referenzpreis der Aktie bei Emission: 100 Euro

Positives Marktszenario

  • Marktentwicklung: Die Aktie der ABC AG performt gut und steht am Ende der Laufzeit bei 120 Euro.
  • Auswirkung: Anleger erhalten den Nominalwert der Anleihe (1000 Euro) plus den Zinsertrag von 100 Euro zurück. Das positive Marktszenario führt dazu, dass der Emittent die Rückzahlung in bar vornimmt, und der Anleger profitiert von einer hohen Rendite.

Neutrales Marktszenario

  • Marktentwicklung: Die Aktie der ABC AG bleibt stabil und steht am Ende der Laufzeit bei 100 Euro.
  • Auswirkung: Wie im positiven Szenario erhalten die Anleger den Nominalwert plus Zinsertrag zurück. Die Stabilität der Aktie bedeutet, dass die Investition wie geplant verläuft, und der Anleger erhält eine attraktive Rendite.

Negatives Marktszenario

  • Marktentwicklung: Die Aktie der ABC AG fällt und steht am Ende der Laufzeit bei nur noch 80 Euro.
  • Auswirkung: Da der Aktienkurs unter den Referenzpreis gefallen ist, nimmt der Emittent die Rückzahlung durch Lieferung von Aktien vor. Der Anleger erhält Aktien im Wert von 1000 Euro zum aktuellen Kurs. In diesem Fall würde der Anleger einen Verlust erleiden, wenn er die Aktien sofort verkauft.

In positiven und neutralen Marktszenarien bieten Aktienanleihen also eine hohe Rendite. Im negativen Szenario tragen die Anleger jedoch das Risiko, dass ihre Rückzahlung in Form von Aktien erfolgt, deren Wert geringer ist als die ursprüngliche Investition. Dies unterstreicht die Bedeutung des Verständnisses der zugrunde liegenden Aktien und der Marktbedingungen, bevor in Aktienanleihen investiert wird.

Steuerliche Fragen zu Aktienanleihen

Die Zinserträge aus Aktienanleihen unterliegen in Deutschland der Abgeltungssteuer von 25% plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Diese Steuer wird auf alle Erträge aus Kapitalanlagen erhoben, einschließlich der Zinsen, die Anleger aus ihren Aktienanleihen erhalten. Die Zinsen werden zum Zeitpunkt der Gutschrift besteuert, unabhängig davon, ob die Anleihe am Ende der Laufzeit in bar oder durch Lieferung von Aktien zurückgezahlt wird.

Wenn die Aktienanleihe am Ende der Laufzeit nicht in bar, sondern durch Lieferung von Aktien zurückgezahlt wird, kann dies ebenfalls steuerliche Konsequenzen haben. Der Vorgang der Aktienlieferung selbst ist nicht steuerpflichtig, aber Veräußerungsgewinne aus diesen Aktien unterliegen der Abgeltungssteuer, wenn sie verkauft werden. Die Bemessungsgrundlage für die Besteuerung eines späteren Verkaufs dieser Aktien ist der Wert der Aktien zum Zeitpunkt ihrer Übertragung auf den Anleger. Gewinne werden als Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Wert der Aktien zum Zeitpunkt ihrer Übertragung berechnet. Verluste aus dem Verkauf von Aktien, die durch eine Aktienanleihe erworben wurden, können mit Gewinnen aus Kapitalvermögen verrechnet werden. Dies umfasst Gewinne aus anderen Aktienverkäufen, Zinserträgen oder Dividendenerträgen. Allerdings ist die Verrechnung von Verlusten mit Einkünften aus anderen Einkunftsarten beschränkt.

Anleger können einen Freistellungsauftrag bei ihrer Bank einreichen, um einen jährlichen Sparer-Pauschbetrag von 1000 Euro für Alleinstehende bzw. 2000 Euro für gemeinsam veranlagte Ehepaare zu nutzen (Stand: 1. Januar 2023). Bis zu diesem Betrag sind Kapitalerträge, einschließlich der Zinsen aus Aktienanleihen, von der Abgeltungssteuer befreit.

Banken in Deutschland führen die Abgeltungssteuer automatisch ab und bescheinigen die Höhe der gezahlten Steuern. Anleger sollten diese Bescheinigungen aufbewahren, da sie für die Steuererklärung relevant sein können, insbesondere wenn es um die Verrechnung von Verlusten geht.

Auswahl geeigneter Aktienanleihen

Durch eine gründliche Analyse und Bewertung der relevanten Faktoren können Anleger geeignete Aktienanleihen auswählen, die eine attraktive Rendite bieten, während sie gleichzeitig das Risiko im Einklang mit ihren individuellen Anlagepräferenzen halten.

  • Machen Sie sich mit den Grundlagen von Aktienanleihen vertraut, einschließlich der Mechanismen von Zinserträgen und der potenziellen Lieferung von Aktien am Laufzeitende.
    Beachten Sie die spezifischen Konditionen, wie den Zinssatz (Coupon), die Laufzeit, den Referenzpreis der zugrundeliegenden Aktie und die Bedingungen, unter denen Aktien anstelle des Nominalbetrags geliefert werden können.
  • Untersuchen Sie die Bonität des Emittenten. Emittenten mit hoher Kreditwürdigkeit bieten in der Regel eine höhere Sicherheit, bergen jedoch oft niedrigere Zinserträge. Recherchieren Sie die finanzielle Stabilität und die Geschäftsperformance, um das Risiko eines Zahlungsausfalls zu minimieren.
  • Wählen Sie Aktienanleihen, deren zugrundeliegende Aktien von Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten, guter Marktstellung und positiven Wachstumsaussichten stammen.
    Berücksichtigen Sie die aktuelle Marktlage und die zukünftigen Aussichten der Branche des zugrunde liegenden Unternehmens.
  • Berücksichtigen Sie das aktuelle und erwartete Zinsumfeld. In Phasen niedriger Zinsen können Aktienanleihen attraktiver sein als traditionelle festverzinsliche Anlagen. Bewerten Sie auch die Marktvolatilität. Hohe Volatilität kann das Risiko erhöhen, am Ende der Laufzeit Aktien zu erhalten.
  • Ziehen Sie in Betracht, einen Finanzberater zu konsultieren, insbesondere wenn Sie neu bei der Investition in Aktienanleihen sind. Ein Berater kann helfen, die Komplexität der Produkte zu navigieren und eine Anlagestrategie zu entwickeln, die zu Ihren Zielen passt.

Leitfaden zum Kaufprozess

Der Kaufprozess von Aktienanleihen kann je nach Zugangsmöglichkeiten des Anlegers, beispielsweise über einen Broker oder direkt vom Emittenten, variieren. Hier ist ein allgemeiner Leitfaden, der die Schritte zum Kauf von Aktienanleihen über beide Wege erläutert:

Kauf über einen Broker

  1. Broker-Auswahl: Wählen Sie einen Broker, der Zugang zu den gewünschten Aktienanleihen bietet. Vergleichen Sie dabei die Gebühren, die Plattformfunktionalitäten und den Kundenservice verschiedener Anbieter.
  2. Kontoeröffnung: Eröffnen Sie ein Depotkonto, falls Sie noch keines besitzen. Dieser Schritt beinhaltet in der Regel die Bereitstellung persönlicher Informationen und das Durchlaufen eines Verifizierungsprozesses.
  3. Recherche und Auswahl: Nutzen Sie die Recherche-Tools und Informationen, die Ihr Broker zur Verfügung stellt, um geeignete Aktienanleihen basierend auf Ihren Anlagezielen und Risikopräferenzen zu identifizieren.
  4. Orderplatzierung: Sobald Sie eine Aktienanleihe ausgewählt haben, platzieren Sie eine Order über die Handelsplattform Ihres Brokers. Sie müssen dabei den Betrag (Nominalwert) und gegebenenfalls den gewünschten Preis angeben.
  5. Überwachung und Verwaltung: Nach dem Kauf sollten Sie Ihre Investition regelmäßig überwachen. Achten Sie dabei auf Zinszahlungen, Änderungen im Kurs der zugrundeliegenden Aktie und andere relevante Marktentwicklungen.
  6. Verkauf oder Halten bis zur Fälligkeit: Entscheiden Sie basierend auf Ihrer Anlagestrategie und Marktentwicklungen, ob Sie die Aktienanleihe bis zur Fälligkeit halten oder vorzeitig verkaufen möchten.

Direktkauf vom Emittenten

  • Angebote prüfen: Einige Finanzinstitute und Unternehmen bieten Aktienanleihen direkt zum Kauf an. Besuchen Sie deren Websites, um verfügbare Angebote und Konditionen zu prüfen.
  • Direktkommunikation: Für den direkten Kauf müssen Sie mit dem Emittenten in Kontakt treten. Dies kann über ein Online-Formular, per E-Mail oder telefonisch erfolgen.
  • Zeichnung der Anleihe: Beim Direktkauf „zeichnen“ Sie die Aktienanleihe oft während einer Angebotsphase vor der eigentlichen Emission. Dies erfordert die Angabe des Investitionsbetrags und die Akzeptanz der Anleihebedingungen.
  • Zahlung und Depotübertragung: Sie leisten eine Zahlung an den Emittenten, und die Aktienanleihe wird in Ihr Depot übertragen. Stellen Sie sicher, dass Ihr Depot für den Empfang der Papiere eingerichtet ist.
  • Dokumentation: Bewahren Sie alle Dokumente und Kommunikationen bezüglich Ihres Kaufs sorgfältig auf. Diese können für die Steuererklärung und die Überwachung Ihrer Anlage wichtig sein.

Allgemeine Tipps

Egal, ob Sie über einen Broker oder direkt vom Emittenten kaufen, informieren Sie sich gründlich über die Produkteigenschaften, Risiken und steuerlichen Implikationen. Seien Sie sich der Risiken bewusst, die mit der Investition in Aktienanleihen verbunden sind, einschließlich des Kreditrisikos des Emittenten und des Marktrisikos der zugrundeliegenden Aktien. Betrachten Sie, wie der Kauf von Aktienanleihen in Ihre Gesamtanlagestrategie passt und wie Sie Ihr Portfolio diversifizieren können, um Risiken zu minimieren.

Zusammenfassung und Empfehlungen

Aktienanleihen sind einzigartige Finanzinstrumente, die Merkmale von Anleihen und Optionen kombinieren und Anlegern die Möglichkeit bieten, von höheren Zinserträgen zu profitieren, wobei sie gleichzeitig einem höheren Risiko ausgesetzt sind. Hier ist eine Zusammenfassung der Schlüsselaspekte von Aktienanleihen und abschließende Empfehlungen für Privatanleger:

  • Hoher Zinsertrag: Aktienanleihen bieten in der Regel höhere Zinserträge als traditionelle festverzinsliche Wertpapiere.
  • Rückzahlungsmechanismus: Die Rückzahlung des investierten Kapitals hängt von der Kursentwicklung der zugrunde liegenden Aktie ab. Ist der Aktienkurs am Fälligkeitstag über einem bestimmten Niveau, erhalten Anleger den Nominalwert zurück. Andernfalls kann der Emittent die Rückzahlung in Form von Aktien vornehmen.
  • Risikoprofil: Das Investieren in Aktienanleihen birgt neben den höheren Zinserträgen auch höhere Risiken, insbesondere das Risiko der Lieferung von Aktien, falls der Kurs der zugrunde liegenden Aktie fällt.
  • Marktabhängigkeit: Die Attraktivität und das Risiko von Aktienanleihen sind eng mit den Marktbedingungen und der Performance der zugrunde liegenden Aktien verbunden.

Bevor Sie in Aktienanleihen investieren, sollten Sie sich gründlich über ihre Funktionsweise, Risiken und steuerlichen Implikationen informieren. Verstehen Sie die Bedingungen und Konditionen jeder spezifischen Anleihe. Stellen Sie sicher, dass Ihre Entscheidung, in Aktienanleihen zu investieren, mit Ihrer persönlichen Risikotoleranz und Ihren finanziellen Zielen übereinstimmt. Überlegen Sie sich, ob Sie das Risiko eingehen möchten, am Ende der Laufzeit statt Bargeld nur Aktien zu erhalten.

Vermeiden Sie vor allem, Ihr gesamtes Kapital in eine einzige Aktienanleihe oder ausschließlich in Aktienanleihen zu investieren. Diversifikation über verschiedene Anlageklassen und Instrumente hinweg kann das Risiko verringern. Ziehen Sie in Erwägung, einen Finanzberater zu konsultieren, besonders wenn Sie neu in der Welt der Aktienanleihen sind. Ein professioneller Berater kann Ihnen helfen, eine Anlagestrategie zu entwickeln, die zu Ihren Zielen passt.

Weiterführende Literatur

Rolf Beike: Aktien-Anleihen – eine Einführung in strukturierte Finanzprodukte. Verlag Schäffer-Pöeschel, 2000, ISBN 9783791016443

 

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