Charlie Munger

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Charlie Munger

Charlie Munger (eigentlich Charles Thomas Munger; geboren 1924) war ein amerikanischer Investor, Geschäftsmann und Philanthrop. In der Öffentlichkeit war er vor allem als Vizepräsident von Berkshire Hathaway bekannt, der Holdinggesellschaft, die er bis kurz vor seinem Tod im November 2023 zusammen mit Warren Buffett leitete. Berühmt ist er unter anderem für seine klugen Anlagestrategien und seine ausgeprägte Vorliebe für langfristige, wertorientierte Investitionen.

Munger begann seine Karriere als Anwalt, bevor er in die Finanzbranche wechselte. Sein Erfolg als Investor brachte ihn mit Buffett zusammen, und in den 1970er Jahren wurden sie enge Geschäftspartner. Munger, der oft für seine klaren und direkten Aussagen zu wirtschaftlichen Themen Anerkennung fand, hat die Anlagephilosophie von Berkshire Hathaway entscheidend geprägt. Darüber hinaus engagierte er sich auch in der Förderung von Bildungseinrichtungen und gemeinnützigen Organisationen. So war er bekannt für seine großzügigen Spenden an Universitäten und Forschungseinrichtungen. Seine Ansichten über Wirtschaft, Ethik und das Leben im Allgemeinen wurden in einer Vielzahl von Publikationen und Interviews verbreitet.

In einem Nachruf sagte Warren Buffett: „Berkshire Hathaway wäre ohne Charlies Beteiligung, Inspiration und Weisheit nicht zu dem geworden, was es heute ist“.

Jugend, Ausbildung und Anwaltskarriere

Charles Munger, der in Omaha (Nebraska) als ältester Sohn in einer Juristenfamilie aufwuchs, schlug nach der Highschool einen bunten Bildungsweg ein. Er startete mit Mathematik an der University of Michigan, wechselte dann zu Meteorologie und landete schließlich in Harvard, wo er die Rechtswissenschaften studierte. Nach seinem Jura-Abschluss zog es ihn nach Los Angeles, wo er mit drei Kollegen die Kanzlei Munger, Tolles, Hills & Wood gründete und für einige Jahre als Rechtsanwalt praktizierte.

Charlie Munger und Warren Buffett

Mungers Leben nahm eine spannende Wendung, als er Warren Buffett kennenlernte. Bei einem Treffen, das mehr nach Schicksal als Zufall aussah, überzeugte ihn dieser, ins Investmentgeschäft einzusteigen. 1962 gründete Munger dann die Investmentgesellschaft Wheeler, Munger & Co., die mit einer Gewinnentwicklung von 19,8 % p. a sogar den Dow-Jones-Index in den Schatten stellte. Obwohl Munger und Buffett anfangs unabhängig voneinander agierten, führte ihre ähnliche Denkweise zu mehreren gemeinsamen Investments.

1978 kam es zur offiziellen Partnerschaft mit Buffett, als Munger Vizepräsident von Berkshire Hathaway wurde. Er übernahm auch die Leitung der Wesco Financial Corporation, die unter seiner Führung herausragende Gewinne verzeichnete. Munger war jedoch mehr als nur ein Geschäftspartner für Buffett. Er war eine Schlüsselfigur in Buffetts Investitionsentscheidungen und bekannt für seine tiefgehenden Argumente. Seine Art war allerdings anders als Buffetts lockere Natur; Munger pfelgte einen ernsteren und direkteren Stil. Er lebte ein prunkvolleres Leben als Buffett, war aber trotzdem moralisch tief verankert.

Munger konnte Buffett überzeugen, sich von billigen, problembehafteten Unternehmen abzuwenden und stattdessen in qualitativ hochwertigere Firmen zu investieren. Trotz seiner wichtigen Rolle bei Berkshire Hathaway stand er jedoch weit weniger im Rampenlicht als Buffett. Mungers Engagement ging indessen weit über das Geschäftliche hinaus. Er setzte sich für Abtreibungskliniken und die Sanierung eines Krankenhauses in Los Angeles ein und spendete großzügig an die Universitäten von Michigan und Stanford.

Charalie Munger als Privatperson

In seinem Privatleben war Munger zweimal verheiratet. Er hatte insgesamt acht Kinder, darunter zwei Stiefkinder aus der ersten Ehe seiner zweiten Frau. 1955 musste er den frühen Verlust seines ältesten Sohnes hinnehmen, der einer Leukämie erlag. Seine Ehefrau starb 2010. In seinen letzten Jahren litt Munger nach einer missglückten Operation unter Sehproblemen, die schließlich zum Verlust des linken Auges führten. Als Munger am 28. November 2023 verstarb, hinterließ er ein enormes Erbe. Warren Buffett selbst sagte nach seinem Tod, dass Berkshire Hathaway ohne Mungers Einfluss nicht das geworden wäre, was es heute ist.

Munger war zwar zeitlebens Republikaner, aber kein Anhänger von Donald Trump. In einem Interview erklärte er, dass Trump aus seiner Sicht „kein normaler Republikaner“ sei und sprach sich beispielsweise für die von Barack Obama forcierte Medicare-Lösung für das US-Gesundheitssystem aus.

Philosophische und psychologische Einsichten

Charlie Munger brachte seine Gedanken in mehreren Reden und besonders in seinem 2005 veröffentlichten Buch „Poor Charlie’s Almanack: The Wit and Wisdom of Charles T. Munger“ zum Ausdruck. In diesem Werk präsentiert er ein reichhaltiges Geflecht von mentalen Modellen, die er als Werkzeuge zur Lösung komplexer Geschäftsprobleme nutzt.

Für Munger waren hohe ethische Standards zentral. In der Wesco-Jahresversammlung 2009 erklärte er, dass nur ethisch einwandfreie Unternehmen langfristig erfolgreich sein können. Tricksereien in Geschäftsmodellen seien zum Scheitern verurteilt. In einer Diskussion über die Finanzkrise 2007/2008 an der Harvard-Westlake-Schule zitierte er den amerikanischen Philosophen Charles Frankel. Dieser hatte darauf hingewiesen, dass ein System nur dann funktionieren kann, wenn die Entscheidungsträger die Konsequenzen ihrer Handlungen tragen. Ein Kreditsystem, basierend auf Lügen und Tricksereien, sei in Frankels (und Mungers) Augen nicht nur unmoralisch, sondern auch verantwortungslos.

In seinem letzten Interview mit CNBC im Jahr 2023 reflektierte Munger über seinen Erfolg und seine lange Karriere. Er führte beides auf seinen angeborenen Sinn für Vorsicht zurück und auf seine Fähigkeit, „die üblichen Fallen des Scheiterns“ zu vermeiden.

Der „Lollapalooza-Effekt“

Charlie Munger prägte den Ausdruck „Lollapalooza-Effekt“ zur Beschreibung einer Situation, in der verschiedene Denkmuster, Vorurteile und Tendenzen zusammenkommen und sich gegenseitig verstärken, was die Wahrscheinlichkeit von unlogischem oder irrationalem Verhalten deutlich erhöht.

Das Wort „Lollapalooza“ ist ein umgangssprachlicher Begriff, der seinen Ursprung in Amerika hat. Es wird typischerweise verwendet, um etwas zu beschreiben, das besonders beeindruckend, außergewöhnlich oder außerordentlich ist.

In einem packenden Vortrag an der Harvard University im Jahr 1995, betitelt „The Psychology of Human Misjudgment“, erklärte er den Lollapalooza-Effekt anhand einer Tupperware-Party. Bei solche Veranstaltungen spielt die Gegenseitigkeit eine Rolle: Man möchte der Gastgeberin etwas zurückgeben, weil sie die Party organisiert hat. Ein weiterer Aspekt ist die Konsistenz: Wer gesagt hat, dass er ein Produkt gut findet, fühlt sich fast verpflichtet, es auch zu kaufen. Und schließlich der Gruppenzwang: Andere kaufen auch, also scheint es eine gute Idee zu sein. Munger führte dazu aus: „Stellen Sie sich vor, drei, vier oder fünf dieser psychologischen Kräfte kommen zusammen: dann verwandelt sich unser Gehirn praktisch in Brei!“ Damit wollte er sagen, dass Menschen oft gar nicht merken, wie sie von einer Flut irrationaler Neigungen mitgerissen werden.

Munger zeigte auf, dass diese kognitiven Verzerrungen nicht nur im Rahmen des persönlichen Lebens auftreten, sondern auch weitreichende Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft haben. Sie können sowohl auf einer bewussten als auch auf einer unbewussten Ebene wirken und haben einen Einfluss darauf, wie wir Entscheidungen treffen – von kleinen Alltagsentscheidungen bis hin zu großen wirtschaftlichen Weichenstellungen.

Kritik an Kryptowährungen

Bis zuletzt hatte Charlie Munger eine sehr kritische Meinung über Kryptowährungen, die er unter anderem als „gefährliches Gift“ bezeichnete. Er kritisierte sie für ihre hohe Volatilität, ihren Mangel an regulierter Aufsicht und die Tatsache, dass sie oft mit spekulativen und riskanten Anlagestrategien in Verbindung gebracht werden. Munger glaubte auch, dass Kryptowährungen ein Anziehungspunkt für Betrüger und illegale Aktivitäten seien. Darüber hinaus äußerte er Bedenken hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Stabilität des Finanzsystems und deren fehlenden intrinsischen Wert.

„Kryptowährungen sind wie eine Geschlechtskrankheit“

Seine Ansichten spiegeln eine generelle Vorsicht und Skepsis gegenüber neuen, nicht regulierten Finanztechnologien wider, was im Einklang mit seiner allgemeinen Investitionsphilosophie der Vorsicht und des Wertinvestierens steht. Munger und Buffett haben beide ihre Präferenz für traditionellere Anlageformen und ihre Zweifel an der Nachhaltigkeit und der Legitimität von Bitcoin und ähnlichen Anlageinstrumenten zum Ausdruck gebracht.

Die Anlagestrategie von Charlie Munger

Charlie Mungers Anlagestrategie war von einer tiefgehenden, wertorientierten Philosophie geprägt, die sich durch mehrere Schlüsselprinzipien auszeichnete:

  • Langfristiges Denken: Munger betonte die Wichtigkeit, Investitionen mit einer langfristigen Perspektive zu tätigen. Er suchte nach Unternehmen, die über viele Jahre hinweg Profite erwarten lassen, und vermied kurzfristige Spekulationen.
  • Qualität über Quantität: Statt in eine Vielzahl von Unternehmen zu investieren, konzentrierte sich Munger auf wenige, aber hochqualitative Unternehmen. Er bevorzugte Firmen mit einem starken Geschäftsmodell, ausgezeichneter Führung und langfristigen Wachstumsaussichten.
  • Verständnis des Geschäfts: Munger investierte nur in Unternehmen, deren Geschäftsmodelle er gründlich verstand. Er bevorzugte einfache, transparente Strukturen und vermied komplexe oder undurchsichtige Geschäftsmodelle.
  • Intrinsischer Wert und Sicherheitsmarge: Wie sein Geschäftspartner Warren Buffett legte Munger großen Wert darauf, Unternehmen zu einem Preis zu kaufen, der unter ihrem intrinsischen Wert liegt. Dies schafft eine „Sicherheitsmarge“ und reduziert das Risiko des Investments.
  • Disziplin und Geduld: Munger war bekannt für seine disziplinierte Herangehensweise und seine Geduld. Er ließ sich nicht von Marktschwankungen oder Trends beeinflussen, sondern blieb seiner Strategie treu.
  • Psychologische Einsichten: Munger wandte häufig Prinzipien der Psychologie und der menschlichen Verhaltensweisen auf seine Investitionsentscheidungen an. Er war sich der verschiedenen kognitiven Verzerrungen bewusst, die Anleger beeinflussen können, und versuchte, diese in seinen Entscheidungen zu berücksichtigen.
  • Diversifikation: Obwohl Munger an die Wichtigkeit von Diversifikation glaubte, hielt er nichts von Überdiversifikation. Seiner Meinung nach ist es besser, eine kleinere Anzahl exzellent ausgewählter Investments zu haben, als eine große Vielfalt an mittelmäßigen.
  • Ethik und Verantwortung: Munger legte großen Wert auf ethische Geschäftspraktiken und investierte nur in Unternehmen, die er für nachhaltig und verantwortungsbewusst hielt.

Diese Prinzipien spiegeln Mungers tiefgreifendes Verständnis für das Investieren und seine Philosophie wider, die auf gründlichen Analysen, Geduld und einer ethischen Herangehensweise basiert.

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