Charles Dow (eigentlich Charles Henry Dow), geboren am 23. November 1851 in Sterling, Connecticut, etablierte sich im späten 19. Jahrhundert als eine der prägenden Persönlichkeiten in der Welt der Finanzmärkte. Schon früh zeigte sich Dow als ehrgeiziger und scharfsinniger Geist. Sein Interesse am Finanzsektor entwickelte er durch Redakteursposten in verschiedenen Zeitungen.
Sein Vermächtnis umfasst unter anderem die Einführung des Dow-Jones-Index und die Gründung des Wall Street Journals. Mit seiner Dow-Theorie schuf er zudem die theoretischen Grundlagen für eine zentrales Instrument der heutigen Finanzärkte, das als technische Analyse bekannt ist.
Charles Dow: Kindheit und frühe Jahre
Charles Dow wurde am 6. November 1851 in Sterling, Connecticut, geboren. Im Alter von sechs Jahren verlor er seinen Vater, einen Landwirt. Obwohl Dow nur wenig formale Bildung genoss, begann er im Alter von 21 Jahren als Stadtreporter beim Springfield Daily Republican in Massachusetts zu arbeiten.
1877 nahm er eine Anstellung beim Providence Journal in Rhode Island an. Spezialisiert auf Artikel zur Regionalgeschichte, wurde Dow für seine prägnanten und detaillierten Beiträge geschätzt. Insbesondere seine „Leadville Letters“, in denen er über den Silberbergbau in Colorado berichtete, brachten ihm Anerkennung. Dow betonte dabei die Risiken von Bergbauinvestitionen, jedoch auch deren Verlockungen für risikofreudige Geschäftsleute.
Charles Dow an der Wall Street
1880 zog Charles Dow nach New York. Der 29-Jährige fand eine Anstellung bei John Kirnan, der handgeschriebene Finanznachrichten an Banken und Brokerhäuser lieferte.
Als Kiernan einen weiteren Reporter für seine Agentur suchte, lud Dow seinen Freund Edward Jones ein, mit ihm zusammenzuarbeiten. Die beiden hatten sich während ihrer gemeinsamen Zeit in Providence kennen gelernt. Jones hatte zwar nicht viel mehr vorzuweisen als ein abgebrochenes Studium, aber er besaß eine Begabung für die geschickte Analyse von Finanzberichten. Wie Dow war er entschlossen, seriös zu berichten. Andere Reporter ließen sich manchmal bestechen, um positiv über ein Unternehmen zu berichten und so den Aktienkurs in die Höhe zu treiben. Dow und Jones lehnten solche Praktiken ab.
Im November 1882 gründeten Dow und Jones zusammen mit Charles Bergstresser ihre eigene Agentur: Dow, Jones & Company. Der Firmensitz befand sich im Keller eines Süßwarenladens. Bergstresser war zwar der Hauptgeldgeber des Unternehmens, zog es aber vor, stiller Teilhaber zu bleiben. Seine Stärke lag in der Fähigkeit, Interviews zu führen. Jones merkte einmal an, Bergstresser könne sogar eine hölzerne Indianerfigur zum Reden bringen.
Ab 1883 veröffentlichte das Unternehmen jeden Nachmittag eine zweiseitige Zusammenfassung der Finanznachrichten, den „Customers‘ Afternoon Letter“. Er erreichte bald eine Auflage von über 1.000 Abonnenten und galt als wichtige Informationsquelle für Investoren. Er enthielt den Dow Jones Stock Average, dem Vorläufer des späteren Dow-Jones-Index. Zu Beginn umfasste dieser Index neun Eisenbahngesellschaften, eine Dampfschifffahrtsgesellschaft und Western Union. Parallel zu seiner Verlagstätigkeit wurde Charles Dow 1885 Teilhaber des Brokerhauses Goodbody, Glynn and Dow, dem er bis zu dessen Auflösung sechs Jahre später treu blieb.
Die Gründung des Wall Street Journals
1889 beschäftigte Dow, Jones & Company 50 Mitarbeiter. Die Teilhaber erkannten, dass es an der Zeit war, ihre zweiseitigen Newsletter in eine richtige Zeitung umzuwandeln. Die erste Ausgabe des Wall Street Journal erschien am 8. Juli 1889. Die Redakteure hatten den Anspruch, eine unabhängige Zeitung herauszugeben, die nicht von den Werbekunden kontrolliert wurde. Bald hatte der Verlag eine telefonische Standleitung nach Boston und Telegrafenverbindungen nach Washington, Philadelphia und Chicago. Außerdem gab es Korrespondenten in mehreren Städten, darunter auch London.
Durch seinen Schreibstil und seine redaktionelle Vision prägte Charles Dow das Wall Street Journal und legte den Grundstein für den modernen Finanzjournalismus. Seine Kolumnen glänzten durch eine klare Sprache und einen prägnanten Stil, der es den Lesern ermöglichte, komplexe Finanzthemen besser zu verstehen.
Der Dow-Jones-Index (DJIA)
Dows vielleicht nachhaltigste Errungenschaft war die Einführung des Dow Jones Industrial Average im Jahr 1896, zusammen mit seinem Kollegen Edward Jones. Dieser Index, zu Beginn bestehend aus 12 führenden Industrieunternehmen, sollte die allgemeine Richtung des US-Aktienmarktes widerspiegeln. Diese Innovation revolutionierte die Art und Weise, wie Anleger die Märkte beobachteten und bildete den Grundstein für eine Vielzahl von Marktindizes, die heute weltweit verwendet werden.
Das Vermächtnis von Charles Dow
Charles Dow verstarb am 4. Dezember 1902, jedoch blieb sein Erbe in der Finanzwelt lebendig. Seine innovativen Ideen und sein Einfluss auf den Finanzjournalismus sowie die Schaffung des Dow-Jones-Index sind bis heute grundlegende Elemente der globalen Finanzmärkte. Charles Dow ging als Pionier und Visionär in die Geschichte ein. Seine Hinterlassenschaft legte die Grundlage für viele Finanzpraktiken und -konzepte, die auch im 21. Jahrhundert noch von Bedeutung sind.
Die Dow-Theorie: Zeitlose Leitlinien für Investoren
Die Dow-Theorie, begründet von Charles Dow Ende des 19. Jahrhunderts, ist bis heute ein Eckpfeiler der Finanzmarktanalyse. Sie beeinflusst maßgeblich die Anlagestrategien von Investoren auf der ganzen Welt.
Hauptprinzipien der Dow-Theorie:
- Trendfolge: In ihrem Kern betont die Dow-Theorie die Tendenz der Märkte, bestehende Trends fortzusetzen. Dow vertrat die Überzeugung, dass Trends eine anhaltende Richtung aufweisen und Wendepunkte erst nach klaren Signalen erkennbar werden.
- Marktbreite: Ein weiteres zentrales Prinzip ist die Bedeutung der Marktbreite. Dow argumentierte, dass eine Veränderung in einem Hauptindex umso aussagekräftiger ist, wenn eine Mehrheit der darin enthaltenen Aktien ähnliche Bewegungen zeigt.
- Bestätigung: Die Dow-Theorie legt großen Wert auf die Bestätigung von Trends durch verschiedene Indizes. Ein signifikanter Trend sollte von mehreren Indizes, insbesondere dem Industrie- und Transportindex, gestützt werden, um als robust und zuverlässig betrachtet zu werden.
Die Dow-Theorie besitzt zeitlose Relevanz, da sie grundlegende Prinzipien für die Marktanalyse liefert. Zahlreiche moderne Anleger und technische Analysten nutzen dies davon abgeleiteten Analysewerkzeuge, um Marktentwicklungen zu verstehen und ihre Anlageentscheidungen auf einer soliden Grundlage zu treffen.
Insbesondere die Betonung der Trendfolge und die Suche nach Bestätigung in verschiedenen Marktindizes dienen auch heute als entscheidende Instrumente für die Analyse von Finanzmärkten. Die Dow-Theorie bietet einen bewährten Rahmen, der es Investoren ermöglicht, sich auf die essenziellen Bewegungen des Marktes zu fokussieren und potenzielle Chancen sowie Risiken präziser zu identifizieren.