Gleitende Durchschnitte: Grundwerkzeug der technischen Analyse

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Titelbild gleitende Durchschnitte

Gleitende Durchschnitte gehören zu den bekanntesten Werkzeugen in der technischen Analyse von Aktien. Sie bieten Anlegern eine einfache Möglichkeit, Trends zu identifizieren und Kauf- oder Verkaufsentscheidungen zu treffen. Dieser Artikel erklärt die Grundlagen gleitender Durchschnitte, ihre verschiedenen Typen und ihre Anwendung in der Aktienanalyse.

Was sind gleitende Durchschnitte?

Ein gleitender Durchschnitt (Moving Average, MA) ist eine statistische Methode, die den Durchschnittspreis einer Aktie über einen bestimmten Zeitraum berechnet. Dabei wird der Durchschnitt kontinuierlich „gleitend“ angepasst, sodass immer die letzten n Tage oder Perioden berücksichtigt werden. Gleitende Durchschnitte glätten Kursschwankungen und helfen, den allgemeinen Trend einer Aktie sichtbar zu machen.

Die wichtigsten Arten gleitender Durchschnitte

Es gibt verschiedene Arten von gleitenden Durchschnitten, von denen die folgenden am häufigsten verwendet werden:

Einfacher gleitender Durchschnitt (SMA): Der einfache gleitende Durchschnitt ist der Durchschnittspreis einer Aktie über einen festgelegten Zeitraum. Beispielsweise wird der 50-Tage-SMA berechnet, indem die Schlusskurse der letzten 50 Tage addiert und durch 50 geteilt werden. Der SMA ist ein guter Indikator für langfristige Trends.

Exponential gleitender Durchschnitt (EMA): Der EMA gewichtet die jüngeren Datenpunkte stärker als die älteren. Dadurch reagiert der EMA schneller auf Kursänderungen als der SMA. Diese Eigenschaft macht den EMA besonders nützlich für kurzfristige Analysen und zur Identifizierung von Trendwechseln.

Gleitenden Durchschnitte in der Aktienanalyse

Gleitende Durchschnitte werden von Anlegern und Analysten verwendet, um verschiedene Aspekte des Marktes zu bewerten.

Einer der Hauptgründe, warum man gleitende Durchschnitte verwendet, ist die Erkennung von Trends. Wenn der Aktienkurs über dem gleitenden Durchschnitt liegt, deutet dies in der Regel auf einen Aufwärtstrend hin. Liegt der Kurs unter dem gleitenden Durchschnitt, könnte dies auf einen Abwärtstrend hindeuten. Gleitende Durchschnitte können auch als dynamische Unterstützungs- oder Widerstandslinien fungieren. Wenn der Aktienkurs sich dem gleitenden Durchschnitt nähert, kann dieser als Unterstützung fungieren (in einem Aufwärtstrend) oder als Widerstand (in einem Abwärtstrend).

Ein gängiges Kaufsignal entsteht, wenn ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt (z.B. der 20-Tage-EMA) einen langfristigen gleitenden Durchschnitt (z.B. den 50-Tage-SMA) von unten nach oben durchbricht. Dieses Phänomen wird als „goldenes Kreuz“ bezeichnet und wird oft als Zeichen für einen potenziellen Aufwärtstrend gesehen. Umgekehrt entsteht ein „totes Kreuz“, wenn ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt einen langfristigen gleitenden Durchschnitt von oben nach unten durchbricht. Dies wird häufig als Indikator für einen bevorstehenden Abwärtstrend interpretiert.

Die Wahl des Zeitraums für den gleitenden Durchschnitt hängt von der Art der Analyse ab. Hier kommen oft 10-, 20- oder 50-Tage-Durchschnitte zur Anwendung, um kurzfristige Trends zu identifizieren. Für eine mittelfristige Bewertung werden oft 100-Tage-Perioden herangezogen. Langfristig orientierte Anleger greifen häufig auf der gleitenden Durchschnitte über 200 Tage zurück, um den übergeordneten Trend zu bewerten.

Gleitende Durchschnitte: Vor- und Nachteile

Gleitende Durchschnitte sind leicht zu berechnen und in den meisten Charting-Tools integriert. In fortschrittlichen Anlagestrategien wie dem GROWTH Investing von Marcus Kitzmann nehmen sie eine zentrale Rolle ein. Ebenso greifen auch manche Robo-Advisors, die aktive Anlagestrategien verfolgen, auf diese Methode zurück. Gleitende Durchschnitte bieten eine klare Visualisierung des Trends, die sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Anleger nützlich ist. Ob zur Identifikation von Trends, Unterstützung und Widerstand oder als Signalgeber – gleitende Durchschnitte sind vielseitig einsetzbar.

Allerdings reagiren gleitende Durchschnitte mitunter zu spät auf auf Trendänderungen, da sie auf historischen Daten basieren. In volatilen Märkten können sie zu häufigen und möglicherweise falschen Signalen führen.

Trotz dieser Einschränkungen sind gleitende Durchschnitte ein durchaus brauchbares Werkzeug für Anleger, die den Trend von Aktien verstehen und nutzen möchten. Ihre einfache Berechnung und Anwendung machen sie zu einem idealen Ausgangspunkt für die technische Analyse. Wie bei jedem Analysetool sollten sie jedoch nicht isoliert betrachtet werden. Um fundierte und profitable Entscheidungen zu treffen, ist stets eine Kombination mit anderen Indikatoren und einer gründlichen Fundamentalanalyse.

Literatur

Valeriy Zakamulin: Market Timing with Movin Averages. Springer 2017, ISBN 9783319609706 (englisch).

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