Chris Sacca (eigentlich Christopher Sacca) ist ein US-amerikanischer Investor und Unternehmer, bekannt für seine Beteiligungen an erfolgreichen Unternehmen wie Twitter und Uber. Er hatte eine leitende Position bei Google inne und gründete später das Investment-Unternehmen Lowercase Capital. Dank seiner Investments wurde er auf der Forbes-Midas-Liste zum zweitbesten Tech-Investor des Jahres 2017 ernannt. Zwischen 2015 und 2020 trat er als Gast-Investor in der TV-Sendung „Shark Tank“ auf, deren Konzept mit dem deutschen Format „Die Höhle der Löwen“ vergleichbar ist. Obwohl er 2017 seinen Rückzug aus dem Venture-Investment angekündigt hatte, kehrte er 2020 zurück und konzentrierte sich dabei besonders auf Klimathemen. Sacca ist auch für sein Engagement in Sozial- und Umweltprojekten bekannt.
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ToggleJugend und Ausbildung
Chris Sacca wuchs zusammen mit seinem Bruder Brian, der später Schauspieler wurde, in Lockport, einem Vorort von Buffalo, auf. Sein Vater war Anwalt, seine Mutter Professorin an der Buffalo State University. Sacca zeigte schon früh vielfältige Interessen und wurde von seinen Eltern gefördert, indem sie ihn beispielsweise in Wissenschaftsmuseen und zu Buchlesungen mitnahmen. Er besuchte die Edmund A. Walsh School of Foreign Service an der Georgetown University, wo er 1997 mit einem Bachelor in Auswärtigen Diensten abschloss. Während seines Studiums verbrachte er Auslandssemester in Ecuador, Irland und Spanien. Im Jahr 2000 schloss er sein Jurastudium als Doktor der Rechtswissenschaften ab.
Karriere
Als Jurastudent hatte Chris Sacca Anspruch auf ein Studiendarlehen. Dieses nutzte er jedoch nicht zur Finanzierung des Lebensunterhalts, sondern investierte es in Aktien. Im Jahr 1998 entdeckte er einen Fehler in der Software eines Online-Brokers, der ihm den Handel mit hoher Hebelwirkung ermöglichte. Dies führte dazu, dass aus seinem Startkapital von 10.000 bis 20.000 US-Dollar bis zum Jahr 2000 etwa 12 Millionen US-Dollar geworden waren. Allerdings führte der Einbruch des Marktes dazu, dass er schließlich mit einem negativen Saldo von vier Millionen Dollar bis über beide Ohren in den Schulden steckte. Später konnte er den Betrag auf 2,125 Millionen reduzieren und bis Februar 2005 zurückzahlen.
Nachdem Sacca seine Aktienhandelsaktivitäten vorerst beendet hatte, begann er im Jahr 2000 als Anwalt bei der Kanzlei Fenwick & West zu arbeiten. Dort beschäftigte er sich mit Angelegenheiten rund um Venture Capital, Fusionen, Übernahmen und Lizenztransaktionen für Technologieunternehmen. Trotz seiner anfänglichen Erfolge in dieser Rolle wurde er im September 2001, nach etwa 13 Monaten, von der Kanzlei entlassen.
Er durchlebte eine vorübergehende Durststrecke, in er sich mit Freelance-Jobs im Silicon Valley mehr schlecht als recht über Wasser hielt. Als Plattform zum Networking und zur Selbstvermarktung gründete er die Beratungsfirma „The Salinger Group“, die es ihm erlaubte, Kontakte in der Technologie- und Startup-Szene zu knüpfen und seine Karriere weiterzuentwickeln. Diese Phase war ein wichtiger Schritt in seiner Laufbahn, da sie ihn zunächst zu einem Job bei Google führte.
Chris Sacca bei Google
Chris Sacca begann seine Tätigkeit bei Google im November 2003 als Corporate Counsel und wurde später zum Head of Special Initiatives befördert, wo er für Lösungen im Bereich des drahtlosen Internetzugans zuständig war. Zu seinen Projekten gehörte unter anderem eine Initiative, die zum Ziel hatte, die freien Frequenzbänder zwischen verschiedenen TV-Kanälen für die Bereitstellung von Breitbandinternet in ländlichen und schwer erreichbaren Gebieten nutzbar zu machen. Außerdem war er am Google-Datenzentrum in Oregon und am Aufbau des kostenlosen stadtweiten WLAN-Netzwerks in der kalifornischen Stadt Mountain View beteiligt. Er verließ Google im Dezember 2007.
Chris Sacca als Business Angle
Noch während seiner Zeit bei Google hatte Sacca begonnen, sich als Angel Investor zu profilieren. Als „Business Angles“ oder „Angle Investors“ werden Kapitalgeber bezeichnet, die sich nicht nur finanziell an aufstrebenden Unternehmen beteiligen, sondern diese auch aktiv mit eigenem Know-how und Kontakten unterstützen. Sein erstes Investment dieser Art war der Bilderhoster Photobucket, der 2007 von Fox Interactive Media übernommen wurde.
Seine zweite und weitaus lukrativere Investition war Twitter. Der Unternehmer Evan Williams hatte 2006 einen Microblogging-Dienst namens Twttr gegründet und fragte Sacca, ob er investieren wolle. Sacca nahm 25.000 Dollar in die Hand und begann als einer der ersten, den Dienst aktiv zu nutzen. Ende 2007 beteiligte er sich an einer 5-Millionen-Dollar-Finanzierungsrunde für Twitter und legte schließlich vier separate Fonds auf, um heimlich so viele Aktien wie möglich an sich zu reißen. Diese Strategie zahlte sich aus: Twitter wuchs ab 2007 rasant und entwickelte sich zu einem der einflussreichsten Dienste seiner Art.
Beflügelt vom seinem Erfolg suchte Christ Sacca fortan nach weiteren Möglichkeiten, mit Unternehmen in der Frühphase zusammenzuarbeiten. Ein Meilenstein in Saccas Karriere war die Gründung eines neuen Fonds im Jahr 2007 mit namhaften Investoren wie Brad Feld, Marissa Mayer, Eric Schmidt und dem JPMorgan Chases Digital Growth Fund.
Lowercase Capital
Im Jahr 2010 gründete Sacca die Investmentgesellschaft Lowercase Capital LLC, um seine wachsenden Beteiligungen an Unternehmen wie Uber, Docker, Optimizely, StyleSeat, Instagram und Twitter zu bündeln. Er engagierte sich aktiv für die Unternehmen, die er unterstützte. So nahm er an Meetings von Twitter und Uber teil und vertrat Uber sogar in einem Rechsstreit mit der Universal Music Group.
Bis Februar 2011 hatten Saccas Fonds Anteile im Wert von rund 400 Millionen Dollar an Twitter erworben. Dies entsprach einer Beteiligung von rund 9 Prozent. Als Twitter Ende 2013 an die Börse ging, besaßen die mit Sacca verbundenen Fonds fast 18 Prozent der Aktien, was einen Wert von rund 1 Milliarde Dollar ausmachte.
Im Jahr 2015 schätzte Forbes Saccas Privatvermögen auf 1,2 Milliarden Dollar. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Volumen seines ersten Twitter-Fonds, Lowercase Industry, auf 1500 % des Einstiegswertes erhöht, was einem Zuwachs von 5 Milliarden Dollar entsprach. Ebenfalls 2015 schrieb Forbes, dass Sacca mit seinen Fonds das beste Startup-Portfolio der Geschichte aufgebaut habe. Auch Fortune bezeichnete Lowercase als einen der erfolgreichsten Risikokapitalfonds der Geschichte.
Leider hat sich Twitter im Laufe der Zeit von einem Wunderkind zu einem Sorgenkind entwickelt. Chris Sacca verkaufte seine letzten Twitter-Aktien im Jahr 2017. Dieser Schritt fiel zeitlich mit seinem Rückzug aus dem aktiven Risikokapitalgeschäft zusammen. Er sagte, sein Unternehmen werde zwar weiterhin die bestehenden Beteiligungen unterstützen, aber keine neuen Committments eingehen und keine weiteren Gelder von Investoren aufnehmen. Die genauen Gründe für diesen Sinneswandel sind nicht dokumentiert. Sacca selbst gab in einem Interview an, dass er ohnehin immer geplant hatte, sich mit etwa 40 Jahren aus dem Geschäft zurückzuziehen.
Lowercarbon Capital
Nach seinem überraschenden Abgang von der Bühne der Risikokapitalinvestitionen wurde es einen Zeit lang ruhig um Chris Sacca. Doch wie ein Cowboy, der nicht vom Pferd lassen kann, kehrte er schließlich doch wieder zurück in den Sattel der Geschäftswelt. Im Jahr 2020 gründete er den Fonds Lowercarbon Capital, der sich auf Investitionen im Bereich des Klimawandels konzentriert.
Der Fonds hat sich bisher an über 100 Unternehmen beteiligt, vor allem in den Bereichen erneuerbare Energien, Energiespeicherung, Energieeffizienz und CO2-Abscheidung. Chris Sacca hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 mindestens 100 Milliarden US-Dollar in Projekte zu investieren, die zur Dekarbonisierung der Welt beitragen. Die Zukunft von Lowercarbon ist noch ungewiss. Es wird sich zeigen, ob Sacca seinen bemerkenswerten Instinkt für Erfolg, der ihn in der Vergangenheit ausgezeichnet hat, beibehalten konnte.
Was Anleger von Chris Sacca lernen können
Chris Sacca ist bekannt für seine strategische Herangehensweise, die sich auf frühe Beteiligungen in Technologie- und Internetunternehmen konzentriert. Seine Strategie beinhaltete die Identifizierung von Start-ups mit hohem Wachstumspotenzial. Er achtet auf starke Führungsteams, innovative Geschäftsmodelle und Markttrends. Seine Fähigkeit, zukünftige Marktführer früh zu erkennen, zeichnet seine Investitionsentscheidungen aus. Sacca bevorzugt es, eng mit den von ihm unterstützten Unternehmen zusammenzuarbeiten, um deren Wachstum und Erfolg zu fördern.
Chris Saccas Investitionsstrategie kann im weitesten Sinne als eine Ausprägung der klassischen Growth-Strategie betrachtet werden. Die Growth-Strategie konzentriert sich darauf, in Unternehmen zu investieren, die ein hohes Wachstumspotenzial haben und in der Lage sind, ihren Umsatz und Gewinn überdurchschnittlich zu steigern. Saccas Fokus auf frühzeitige Investitionen in Technologie-Start-ups, die disruptives Wachstum anstreben, passt gut zu dieser Strategie.
Einige Ansätze aus Chris Saccas Investitionsstrategie könnten auch für Privatanleger interessant sein:
- Identifikation von Trends: Wie Sacca könnten Privatanleger versuchen, aufstrebende Trends und Technologien frühzeitig zu erkennen. Dies erfordert eine gründliche Recherche und das Verständnis aktueller Entwicklungen in den jeweiligen Branchen.
- Diversifikation: Sacca hat stets in mehrere Start-ups investiert, um sein Risiko zu streuen. Privatanleger können eine ähnliche Strategie verfolgen, indem sie ihr Portfolio über verschiedene Branchen und Anlageklassen hinweg diversifizieren, um das Risiko zu minimieren.
- Fokus auf Qualität: Sacca achtete auf starke Führungsteams und innovative Geschäftsmodelle. Privatanleger könnten ebenfalls darauf achten, in Unternehmen zu investieren, die solide Managementteams und klare Wettbewerbsvorteile haben.
- Langfristiges Denken: Sacca investierte mit einem langfristigen Horizont. Auch Privatanleger könnten langfristige Anlagestrategien verfolgen und kurzfristige Marktschwankungen mit Gelassenheit betrachten.
Dennoch ist es für jeden Anleger wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass Investitionen immer mit Risiken verbunden sind. Eine Garantie für Gewinne gibt es nicht. Privatanleger sollten ihre eigenen finanziellen Ziele, Risikotoleranz und Anlagestrategie sorgfältig abwägen und gegebenenfalls professionellen Rat in Anspruch nehmen.