Bernard Baruch: Investor und UN-Kommissar

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Bernard Baruch (eigentlich Bernard Mannes Baruch, 1870-1965) war ein amerikanischer Financier und politischer Berater. Er begann seine Karriere als Börsenmakler und wurde bald einer der reichsten Männer Amerikas. Er erwarb sein Vermögen durch geschicktes Management seiner eigenen Finanzen und durch die Fähigkeit, Markttrends zu erkennen und zu nutzen.

Nachdem er an der New Yorker Börse zu Reichtum gekommen war, leitete er für Präsident Woodrow Wilson als Vorsitzender des War Industries Board die wirtschaftliche Mobilisierung der Vereinigten Staaten im Ersten Weltkrieg. Später beriet er Wilson auf der Pariser Friedenskonferenz. In der Hausse der Nachkriegszeit machte er ein weiteres Vermögen, sah aber den Zusammenbruch der Wall Street voraus und verkaufte rechtzeitig.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde er zu einem engen Berater von Präsident Roosevelt in Bezug auf die Rolle der Industrie bei der Kriegsversorgung. Ihm wird zugeschrieben, die Produktionszeit von Panzern und Flugzeugen erheblich verkürzt zu haben. Später half er bei der Entwicklung von Rehabilitationsprogrammen für verwundete Soldaten. 1946 vertrat er die Vereinigten Staaten in der Atomenergiekommission der Vereinten Nationen, obwohl sein Plan zur internationalen Kontrolle der Atomenergie („Baruch-Plan“) von der Sowjetunion abgelehnt wurde.

Bernard Bruch: sein Weg zum Wohlstand

Bernard Baruch wurde am 19. August 1870 in Camden, South Carolina, als zweiter von vier Söhnen einer jüdischen Familie geboren. Seine Eltern waren Belle (geborene Wolfe) und Simon Baruch. Sein Vater diente während des amerikanischen Bürgerkriegs als Arzt in der konföderierten Armee. 1879 zog die Familie von Camden nach New York City, wo Bernard und seine Brüder die örtlichen Schulen besuchten. Er studierte am City College of New York und machte dort 1889 seinen Abschluss. Seine berufliche Laufbahn begann er als Laufbursche der Maklerfirma Housman an der Wall Street.

Baruch wurde zunächst Broker und später Partner bei A.A. Housman & Company. Mit seinen Einkünften und Provisionen kaufte er sich für 19.000 Dollar (umgerechnet mehr als 600.000 Dollar im Jahr 2018) einen Sitz an der New Yorker Börse. Dort machte er noch vor seinem 30. Lebensjahr ein Vermögen, indem er auf den boomenden Zuckermarkt in Hawaii spekulierte. Er gründete die Intercontinental Rubber Company of New York, die bald den Markt für Guayule-Kautschuk in den USA beherrschte und Beteiligungen in Mexiko besaß. Seine Partner in diesem Unternehmen waren Senator Nelson Aldrich, Daniel Guggenheim, John D. Rockefeller Jr., George Foster Peabody und andere. Im Jahr 1903 hatte Baruch seine eigene Brokerfirma und erwarb sich den Ruf des „einsamen Wolfs der Wall Street“, weil er sich weigerte, sich einem Finanzhaus anzuschließen. Bis 1910 war er zu einem der bekanntesten Finanziers der Wall Street geworden.

Bernard Baruch erwarb sich den Ruf des „einsamen Wolfs der Wall Street“, weil er sich weigerte, sich einem Finanzhaus anzuschließen.

 

Bernard Baruch im Ersten Weltkrieg

1916 verließ Baruch die Wall Street, um Woodrow Wilson in Fragen der Verteidigungspolitik zu beraten. Er war Mitglied der Beratungskommission des National Defense Council und wurde im Januar 1918 Vorsitzender des neu gegründeten War Industries Board. Unter seiner Leitung steuerte dieses Gremium erfolgreich die wirtschaftliche Mobilisierung der USA 1919 wurde Baruch von Wilson gebeten, als Berater an der Pariser Friedenskonferenz teilzunehmen. Baruch lehnte die Reparationsforderungen Frankreichs und Großbritanniens an Deutschland ab, konnte sich aber nicht durchsetzen. Er unterstützte jedoch Wilsons Ansicht, dass für neue Formen der internationalen Zusammenarbeit die Gründung des Völkerbundes notwendig sei.

Zwischenkriegszeit und Börsencrash

Bernard Baruch, 1919
Bernard Baruch, 1919

In den 1920er und 1930er Jahren drückte Bernard Baruch seine Besorgnis darüber aus, dass die Vereinigten Staaten auf die Möglichkeit eines neuen Weltkrieges vorbereitet sein müssten. Er wünschte sich eine stärkere Version des War Industries Board, da er darin die einzige Möglichkeit sah, eine optimale Koordination zwischen der zivilen Wirtschaft und den militärischen Bedürfnissen zu gewährleisten. Baruch blieb während dieser Zeit ein wichtiger Berater der Regierung und unterstützte Franklin D. Roosevelts innen- und außenpolitische Initiativen.

In der Hausse nach 1924 verdiente Baruch Millionen. Doch bereits 1927 sah er den Zusammenbruch der Börse voraus und verkaufte nach und nach seine Aktien. Er riet auch dem Komiker Will Rogers, den Markt vor dem Crash zu verlassen. Rogers sagte später zu Baruch: „Ich habe getan, was Sie mir gesagt haben, und Sie haben mir das Leben gerettet.“ Am 25. September 1929, nach dem folgenschwersten Börsencrash der Geschichte, lehnte Baruch es ab, einer Gruppe von Finanziers beizutreten, die den fallenden Markt stützen wollten.

 

Bernard Baruch im Zweiten Weltkrieg

Als die Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg eintraten, ernannte Roosevelt Baruch zum Sonderberater des Office of War Mobilization. Baruch befürwortete die Schaffung einer übergeordneten und auf Dauer angelegten Behörde, ähnlich dem früheren Industries Board. Seine Theorie stärkte die Rolle ziviler Geschäftsleute und Industrieller bei der Bestimmung der benötigten Produkte und ihrer Herstellung. Baruchs Ideen wurden weitgehend übernommen. Man schätzt, dass diese Politik die Produktion von Panzern, Bombern usw. um zwei Jahre verkürzte und Hitler völlig überraschte. Während des gesamten Krieges blieb Baruch ein zuverlässiger Berater und Vertrauter Roosevelts.

1944 beauftragte Bernard Baruch ein Ärztekomitee mit der Ausarbeitung von Empfehlungen für physikalische Medizin und Rehabilitation. Im selben Jahr empfahlen Baruch und Dr. Howard Rusk, ein Arzt der Air Force, die Ausweitung von Rehabilitationsprogrammen für verwundete Soldaten in allen Teilstreitkräften. Nach dem Krieg wurden diese Programme von der Veterans‘ Administration übernommen.

Nachkriegszeit

1946 ernannte Präsident Harry S. Truman Baruch zum Vertreter der Vereinigten Staaten in der Atomenergiekommission der Vereinten Nationen. Am 14. Juni 1946 legte Baruch der UNAEC seinen Baruch-Plan vor, der eine internationale Kontrolle der damals neuen Atomenergie vorsah. Die Sowjetunion lehnte Baruchs Vorschlag als ungerecht ab, da die USA zu dieser Zeit bereits über Atomwaffen verfügten. Sie schlug vor, dass die USA ihre eigenen Atomwaffen aufgeben sollten, bevor ein System von Kontrollen und Inspektionen eingeführt werden müsste. Es kam zu einer Pattsituation. Baruch zog sich 1947 aus der Kommission zurück. Sein politischer Einfluss begann zu schwinden, da seine Ansichten immer mehr von denen der Truman-Regierung abwichen.

 

Bernard Baruch (rechts) mit Herbert Hoover
Bernard Baruch (rechts) mit Herbert Hoover (1951)

Baruch war dafür bekannt, dass er sich oft im Lafayette-Park in Washington D.C. aufhielt. Eine populäre Geschichte besagt, dass er es nicht mochte, zum Weißen Haus gefahren zu werden. Viel lieber setzte er sich auf eine Bank wartete auf ein Lichtsignal, das anzeigte, dass der Präsident bereit war, ihn zu empfangen. Dies brachte ihm den Spitznamen „Staatsmann auf der Parkbank“ ein.

Bis zu seinem Tod am 20. Juni 1965 in New York City im Alter von 94 Jahren war Bernard Baruch als Berater der US-Regierung in internationalen Angelegenheiten tätig. An seiner Beerdigung im Temple Shaaray Tefila, der Synagoge der Familie, nahmen 700 Personen teil. Sein Grab befindet sich auf dem Flushing Cemetery, Flushing, Queens, New York City.

Ein halbes Jahrhundert lang war Bernard Baruch einer der reichsten und mächtigsten Männer des Landes. Als Großspekulant, Beamter, Präsidentenberater, politischer Wohltäter und unermüdlicher Mahner gibt sein öffentliches Leben Einblicke in das Innenleben des amerikanischen politischen Systems. Nach seinem Tod am 20. Juni 1965 schrieb die New York Times: „Wir haben niemanden mehr unter uns von seiner Genialität und Menschlichkeit, um uns Rat und Führung zu geben.“

Die Anlagestrategie von Bernard Baruch

Obwohl Bernard Baruch seine Karriere an der Börse vor mehr als einem Jahrhundert begann, war seine Anlagestrategie von Prinzipien geprägt, die auch heute noch gültig sind. Die wichtigsten Eckpfeiler von Baruchs Anlagestrategie waren:

  • Fundamentalanalyse: Obwohl der Ökonom Benjamin Graham gemeinhin als Vater der modernen Fundamentalanalyse gilt, wandte Baruch bereits Jahrzehnte vor ihm ähnliche Methoden an. Baruch legte großen Wert auf die Analyse von Fundamentaldaten von Unternehmen. Er studierte sorgfältig Gewinn- und Verlustrechnungen, Bilanzen und andere finanzielle Kennzahlen, um die Stärke und Perspektiven eines Unternehmens zu bewerten.
  • Marktpsychologie: Baruch war sich bewusst, dass die Emotionen der Marktteilnehmer einen erheblichen Einfluss auf die Kursentwicklung haben können. Er versuchte, die Psychologie des Marktes zu verstehen und kaufte oder verkaufte oft basierend auf seinen Einschätzungen von Marktstimmungen.
  • Timing: Baruch war ein Verfechter des richtigen Timings beim Kauf und Verkauf von Vermögenswerten. Er versuchte, den Marktzyklen und Trends zu folgen und seine Entscheidungen aufgrund von günstigen Ein- und Ausstiegszeitpunkten zu treffen.
  • Diversifikation: Obwohl Baruch selektiv in einzelne Aktien investierte, war er sich der Bedeutung von Diversifikation bewusst. Er streute sein Portfolio über verschiedene Branchen und Vermögenswerte, um das Risiko zu minimieren.
  • Informationssammlung: Baruch war bekannt für seine gründliche Recherche und Informationsbeschaffung. Er nutzte sein Netzwerk und sammelte umfassende Informationen, um fundierte Anlageentscheidungen zu treffen.
  • Langfristige Perspektive: Baruch verfolgte oft eine langfristige Anlagestrategie. Er investierte in Unternehmen, von denen er glaubte, dass sie langfristig erfolgreich sein würden, anstatt sich von kurzfristigen Marktschwankungen beeinflussen zu lassen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Anlagestrategien von Baruch von seiner Zeit und den damaligen Marktbedingungen geprägt waren. Investoren sollten immer ihre eigenen Forschungen durchführen und ihre Anlagestrategien an die aktuellen Marktbedingungen anpassen.

 

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