Richard Dennis: der Turtle-Trader

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Richard Dennis, einer der "Väter" der Turtle-Strategie
Richard Dennis

Als innovativer Rohstoffspekulant und Mitinitiator des berühmten Turtle-Trading-Experiments hat sich Richard Dennis (eigentlich Richard J. Dennis) einen festen Platz in der Geschichte der Finanzmärkte erobert. Geboren am 6. Januar 1949 in Chicago, Illinois, zeichnet sich Dennis durch eine beeindruckende Karriere aus, die geprägt ist von Risikobereitschaft, Innovation und einem tiefen Verständnis für die Dynamiken der globalen Märkte.

Dennis betrat die Bühne der Finanzwelt in den 1970er Jahren, zu einer Zeit, als der Handel an den Terminbörsen immer populärer wurde. Bereits in jungen Jahren zeigte er eine außergewöhnliche Affinität zum Marktgeschehen und konnte seine ersten Gewinne mit spekulativen Transaktionen erzielen. Seine Fähigkeit, Marktchancen zu erkennen und kluge Investmententscheidungen zu treffen, machte ihn rasch zu einem vielbeachteten Player an der Chicagoer Börse.

Richard Dennis: Stationen einer Karriere

Richard Dennis betrat im zarten Alter von 17 Jahren als „Order Runner“ das Parkett der Chicago Mercantile Exchange, einer der größten und ältesten Börsen der Welt. Seine Aufgaben umfassten das Überbringen von schriftlichen oder mündlichen Aufträgen von Maklern oder Kunden an die entsprechenden Händler. Dann erwarb er einen Bachelor-Abschluss in Philosophie an der DePaul University. Er qualifizierte sich zwar als Stipendiat für ein Philosophie-Studium an der Tulane University, änderte jedoch seine Meinung und kehrte zum Handel zurück.

Vom Einsteiger zum Millionär

Dennis begann, auf eigene Rechnung an einer Börse für Einsteiger zu arbeiten, auf der „Mini“-Kontrakte gehandelt wurden. Er lieh sich 1.600 US-Dollar von seiner Familie und investierte 1.200 US-Dollar in einen Sitz am MidAmerica Commodity Exchange. Somit hatte er 400 US-Dollar als Handelskapital übrig. Um eine Regel zu umgehen, die für Trader ein Mindestalter von 21 Jahren vorsah, trat er offiziell nur als Order Runner auf und engagierte seinen Vater, um an seiner Stelle auf dem Parkett zu agieren.

Bis 1970 steigerte er sein Kapital von 400 auf auf 3.000 US-Dollar. Bis 1973 hatte sich sein Kapital auf über 100.000 US-Dollar erhöht. Durch den Handel mit Sojabohnen erzielte er 1974 einen Gewinn von 500.000 US-Dollar und war Ende dieses Jahres, knapp vor seinem 26. Geburtstag, Millionär.

Dennis nutzte sein Geschick, um in den inflationären Trendmärkten der 1970er Jahre immer wieder neue Wochen- und Monatshochs zu kaufen. Es war eine Ära wiederholter Ernteausfälle und des „Great Russian Grain Robbery“ von 1972, als die Sowjetunion heimlich 30 % der US-Weizenernte innerhalb weniger Wochen aufkaufte. Dies legte den Grundstein für solide, nachhaltige Preisentwicklungen in beide Richtungen in den nächsten Jahren. Laut Dennis konnte in diesen Jahren „jeder mit einer einfachen Trendfolgemethode und einer Dartscheibe eine Million Dollar verdienen“.

Im Gegensatz zur überwältigenden Mehrheit der Parketthändler, die im Laufe eines Handelstages schnell Trades abschlossen, hielt Dennis seine Positionen über längere Zeiträume. Er überstand kurzfristige Schwankungen und oft baute er seine Positionen weiter aus. Um auf mehr Märkten handeln zu können erwarb er Ende der 1970er Jahre eine Mitgliedschaft an der Chicago Board of Trade, der größten Terminbörse der Vereinigten Staaten, und eröffnete ein Büro im obersten Stockwerk.

Richard Dennis als Vater des Turtle Trading

Der Durchbruch für Dennis kam in den 1980er Jahren, als er gemeinsam mit seinem Partner William Eckhardt das berühmte „Turtle-Trading-Experiment“ startete. Ihr Ziel war es, herauszufinden, ob erfolgreiche Trader geboren oder durch gezieltes Training geschaffen werden können. Dennis rekrutierte eine Gruppe von Anfängern, den so genannten „Turtles“ (deutsch: „Schildkröten“), und brachte ihnen seine einzigartige Handelsphilosophie bei. Das Experiment war ein bahnbrechender Erfolg, und viele der Turtles entwickelten sich zu erfolgreichen Tradern.

„Man kann Trader züchten wie Schildkröten in Singapur“

Die Grundprinzipien von Dennis‘ Handelsstrategie waren systematisch und klar definiert. Er setzte auf Trendfolge, Risikomanagement und die Disziplin, klare Regeln zu befolgen. Diese Grundsätze prägen noch heute viele quantitative Handelsansätze. Dennis bewies, dass Erfolg an den Finanzmärkten nicht nur auf Glück, sondern auf einer konsistenten und disziplinierten Herangehensweise basiert.

 

Börsencrash und späte Jahre

Richard Dennis verwaltete eine Zeit lang Kapitalpools für andere auf den Finanzmärkten. Er zog sich jedoch im Frühjahr 1988 aus dieser Tätigkeit zurück, nachdem seine Kunden erhebliche Verluste erlitten hatten. Im Zuge des Börsen-Crashs im Jahr 1987 soll er Berichten zufolge allein am „Schwarzen Montag“ 10 Millionen US-Dollar verloren haben. Insgesamt beliefen sich seine Verluste zwischen 1987 und 1988 auf 50 Millionen US-Dollar.

Im Jahr 1990 sah sich sein Unternehmen mit Anlegerklagen wegen Nichteinhaltung der eigenen Regeln konfrontiert und zahlte über 2,5 Millionen US-Dollar, ohne ein Fehlverhalten zuzugeben oder zu leugnen. Noch bis in die mittleren und späten 1990er Jahren verwaltete Richard Dennis verschiedene Fonds, schloss diese Operationen jedoch nach Verlusten im Sommer 2000.

Die Erfolgsgeschichte von Richard Dennis erstreckt sich über Jahrzehnte und macht ihn trotz seiner Misserfolge im Zuge des Börsen-Crashs zu einem der einflussreichsten Spekulanten der modernen Finanzgeschichte. Neben seiner Karriere als Trader engagierte sich Dennis auch philanthropisch und setzte sich für Bildung und Umweltschutz ein. Sein Vermächtnis lebt in den Strategien und Prinzipien fort, die er der Finanzwelt hinterlassen hat. Sein Einfluss auf die Branche wird auch in Zukunft spürbar sein.

Die Anlagestrategie von Richard Dennis

Die Anlagestrategie von Richard Dennis ist am bekanntesten für das „Turtle-Trading-Experiment“, das er in den 1980er Jahren durchführte. Diese Strategie basierte auf klaren Regeln und Prinzipien, die er entwickelte und erfolgreich auf die Finanzmärkte anwendete. Hier sind einige der groben Züge seiner Anlagestrategie:

  • Trendfolge: Dennis setzte stark auf die Idee der Trendfolge. Seine Strategie basierte darauf, bestehende Markttrends zu erkennen und diesen zu folgen. Er kaufte oder verkaufte Vermögenswerte, basierend darauf, ob sich ein klarer Aufwärts- oder Abwärtstrend abzeichnete.
  • Disziplin und klare Regeln: Ein Schlüsselelement von Dennis‘ Strategie war die strikte Einhaltung von klaren Handelsregeln. Diese Regeln wurden den „Turtles“, einer Gruppe von von ihm ausgebildeten Händlern, beigebracht. Das Training umfasste Aspekte wie Positionsgrößen, Einstiegs- und Ausstiegspunkte und Risikomanagement.
  • Pyramiding: Dennis setzte auch die Strategie des Pyramiding ein. Das bedeutet, dass er seine Positionen in einem erfolgreichen Trend schrittweise vergrößerte, indem er zusätzliche Kontrakte hinzufügte. So konnte er von fortgesetzten Kursbewegungen profitieren und die Gewinne maximieren.
  • Risikomanagement: Ein entscheidender Aspekt seiner Strategie war das effektive Risikomanagement. Richard Dennis achtete stets darauf, dass seine Verluste begrenzt wurden. Er legte großen Wert darauf, das Risiko vernünftig zu steuern, um langfristig erfolgreich zu sein.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese groben Züge der Anlagestrategie von Richard Dennis auf seiner historischen Turtle-Trading-Initiative basieren. Seine eigenen Strategien haben allerdings je nach Marktbedingungen variiert er experimentierte im Laufe seiner Karriere mit verschiedenen Ansätzen.

 

 

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